> Das Heiligtum in den Jahren 1920 bis 1934

Das Heiligtum in den Jahren 1920 bis 1934

Behinderung des freien Zugangs zum Heiligtum 1921/22

Pater Kentenich wurde 1919 von seinem Amt als Spiritual des Studienheimes für den sich entwickelnden Apostolischen Bund und die Apostolische Bewegung freigestellt.

Sein Nachfolger als Spiritual wurde Pater Friedrich Mühlbeyer. Dieser gewann das Vertrauen der Jungen.

Pater Mühlbeyer arbeitete im Sinne des bisherigen Spirituals weiter. In der Kongregationschronik zeigt sich das beispielsweise in einem Bericht vom Ende des Schuljahres 1919/20.

Zum allgemeinen Bedauern mußte Pater Mühlbeyer dieses Amt nach zwei Jahren niederlegen. Nach den Sommerferien des Jahres 1921 fand ein folgenreicher Wechsel statt.

Der neue Kongregationsleiter, P. Röttgen, hatte wenig Verständnis für die bisherige Arbeitsweise der Marianischen Kongregation, was auch dem Standpunkt des neuen Provinzials in Limburg entsprach. Provinzial in Limburg war von 1919 bis 1922 P. Lettenbauer als Nachfolger von P. Kolb. Auch ihm behagte die Existenz und Arbeit der Marianischen Kongregation im Studienheim Schönstatt nicht, auch nicht das Heiligtum. In diesen Punkten stimmte der Provinzial mit Pater Röttgen überein. Schon nach 3 Jahren kam in Limburg mit P. Laqua ein neuer Provinzial ins Amt, der dann auch einen neuen Spiritual für das Studienheim ernannte.

Pater Röttgen als neuer Spiritual konnte sich also mit der Kongregation und dem Kapellchen nicht anfreunden. Deswegen suchte er dem ganzen „Spiel“ ein Ende zu setzen, und sorgte dafür, daß das Kapellchen im Tal den Schülern des Studienheimes unzugänglich gemacht wurde. Das Kapellchen selbst konnte er nicht schließen, da es dem Apostolischen Bund zur Verfügung stand. Er ließ aber einen Zaun errichten, der die Schüler von einem Besuch des Heiligtums abhalten sollte. Die Schüler selbst kamen dadurch in einen Zwiespalt, der sie sehr belastete. Es zeugt von hoher Disziplin, daß von den sich hinziehenden Streitigkeiten in der Chronik kein Wort steht; in ihr wurde die Angelegenheit übergangen und zugedeckt. In mündlichen Erzählungen, zum Beispiel durch den späteren Pater Franz Bezler, zeigte sich jedoch das Ausmaß der damaligen Konfrontation und wie die Jungen unter dem Zaun hindurchschlüpften, um doch ins Kapellchen zu gelangen. Der angespannte Zustand war nicht lange tragbar.

Erst nach dem raschen Rücktritt von Pater Röttgen schon nach einem Jahr und der Neuernennung eines Nachfolgers taucht in der Chronik wieder ein neuer Name auf. Pater Röttgen wurde von Schönstatt wegversetzt.

Mit Pater Valerius zog wieder ein Vertrauensverhältnis zwischen ihm und den Schülern, der Kongregation und dem Heiligtum ein, und die restriktiven Maßnahmen wurden allesamt aufgehoben.

Dies Vorgänge führten dazu, daß eine Neubesinnung über die Kongregation im Studienheim einsetzte. Das Ergebnis dieser Überlegungen bestand darin, daß die bisherige Marianische Kongregation im Jahre 1924, nach 10-jährigem Bestehen, aufgelöst wurde. Die bisherigen und derzeitigen Interessenten wurden als Abteilung mit Bund und Liga in die Apostolische Bewegung übergeführt.

Erneute Verbesserungen des Heiligtums 1924

Pater Kolb berichtet zusammenfassend über die Veränderungen 1924. Durch die von Pater Kolb erwähnte dünne Vorsatzwand wurde die innere lichte Breite notgedrungen geringfügig (um ca. 10 cm) schmäler.

Um eine größtmögliche Klarheit über die Veränderungen des Jahres 1924 im Heiligtum zu erhalten, wurde am 16.11.2001 hinter dem Altar eine Bohrung von ca. 10 cm Durchmesser in die Wand getrieben. Das gewonnene Material enthielt leider keine Überreste einstiger Farbgebung, wohl aber den Aufbau der Wand. Danach scheint festzustehen, daß man 1924 auf den Wänden ringsum zunächst eine schwarze, gewellte Teerpappe (vergleichbar einem Wellpapier, ziehharmonikaartig) zur Feuchtigkeitsisolation nach außen festgemacht hat. Sie trägt in etwa einen Zentimeter auf. Darauf kam ein Mörtelputz von ca. 3 Zentimeter Dicke. Die äußerste Schicht stellt ein Glattstrich aus einer Art Gipsmasse mit dem weißen Farbanstrich dar. Auf diese Weise erhielten die Wände eine ca. 5 Zentimeter dicke Auflage. Von den von Pater Kolb erwähnten Ventilationsrohren konnte leider nichts entdeckt werden.

Der Verputz der neuen Wände selbst wurde wiederum bis zur Decke nur noch, wie es schon 1919 geschehen war, weiß gestrichen und nicht mehr mit farbigen Ornamenten versehen. Eine neue Ausmalung des Heiligtums wurde zwar weiterhin beabsichtigt, jedoch einstweilen zurückgestellt, bis die geplante bauliche Vergrößerung des Raumes geschehen wäre.

Auf den Steinboden des Heiligtums, der bisher tiefer als das Straßen-Niveau lag (weshalb immer wieder Wasser ins Kapellchen lief), schüttete man Füllmaterial, das 1977 wieder aufgerissen, entfernt und durch anderes ersetzt wurde. Auf dieses Füllmaterial kam ein Tannenholzboden zu liegen; damit erniedrigte sich die innere lichte Höhe des Heiligtums um ca. 50 cm.

Durch diese Renovation hat sich 10 Jahre nach 1914 das Raumgefühl des Heiligtums ein wenig verändert; noch einmal trat eine einschneidende Veränderung wieder nach 10 Jahren ein, als im Jahre 1934 der neue Altar ins Heiligtum kam. Der 1924 verlegte einfache Tannenholzboden wurde 1932 durch einen stabileren Parkettboden ersetzt, der nach einigen Jahren mit einem hellen, dann später mit einem roten Linoleumbelag zugedeckt wurde.

Neubau eines Bundesheimes und erneute Änderungspläne des Heiligtums 1923/24

Im Jahre 1924 wirkte Josef Fischer, der ehemalige erste Präfekt der Marianischen Kongregation im Studienheim Schönstatt, als Vikar in Hechingen, Erzdiözese Freiburg. Von dort schrieb er einen Abteilungsbrief an die Bundespriester seiner Diözese. Darin lesen wir, ohne genauere Datumsangabe, nocheinmal von Vergrößerungs- und Veränderungsplänen am Heiligtum. Verwirklicht wurden sie aus verschiedenen Gründen nie. Zunächst erschien ein Neubau eines Bundesheimes dringender, danach fehlte das Geld und schlussendlich wurde die Idee auch aus ideellen Gründen verlassen. Das neue Bundesheim wurde am 15. August 1928 eingeweiht.

Verlegung des Spielplatzes – Pflasterung des Zuweges – Planung einer Pilgerhalle

Ein weiterer Bericht sei hier angeführt, der Veränderungen am Ort selbst ankündigt.

1929 - Das Wort vom Schatten des Heiligtums

Im Jahre 1929 waren 15 Jahre seit den Gründungsereignissen des Jahres 1914 vergangen, insbesondere 15 Jahre seit dem 18. Oktober 1914, dem eigentlichen Gründungstag des Michaelskapellchens als neuem Marien-Heiligtum. Während des Jahres 1929 zog Pater Kentenich mehrmals Bilanz aus seinen Beobachtungen der vergangenen Jahre und formulierte seine Glaubensüberzeugung von der gottgewollten Rolle des Heiligtums für die kommenden Schicksale der Kirche.

Am Jubiläumstag selbst, also am 18. Oktober 1929, hielt Pater Kentenich im Heiligtum für einen anwesenden Kurs der Marienschwestern auf deren Bitte hin einen Vortrag zur Deutung der Zeichen der Vorsehung. In diesem Vortrag tauchen die unmittelbar vorausgegangenen Ereignisse auf, nämlich die Einweihung des neuen Bundesheimes am 15. August 1928 sowie die Formulierung des Wortes vom „Schatten des Heiligtums“.

1956, als Pater Kentenich in der Verbannung in Milwaukee weilte, rang er um das Verständnis des Generalobern der Pallottiner für die Sendung des Heiligtums von Schönstatt. In einer mehrere hundert Seiten umfassenden Briefstudie repetierte er die Geschichte. Dabei kam er auch auf die Jahre 1928 und 1929 zurück und dokumentierte die zukunftsträchtigen Vorgänge und Deutungen jener beiden Jahre.

Im gesamten Vortrag vom 18. Oktober 1929 schildert Pater Kentenich seine Beobachtungen, wie sehr jetzt schon das Heiligtum eine Bedeutung erhalten hat für die Gesellschaft der Pallottiner, für viele Diözesanpriester, für Ordensgemeinschaften, für Frauen und Männer. Aus diesen beobachteten fruchtbaren Entwicklungen wagt er einen Blick in die Zukunft und spricht seine gläubige Kalkulation aus: Wenn die Gottesmutter die begonnene Fruchtbarkeit in besagten Richtungen fortsetzen und noch steigern wird, dann dürfte sich die Erwartung erfüllen, daß im „Schatten des Heiligtums“ die Geschicke der Kirche der Zukunft sich wesentlich entscheiden werden.

Drei Stimmungsberichte 1932 – 1933

Die Berichte werden wörtlich genau wiedergegeben, wie sie damals im Sprachgewand jener Zeit geschrieben wurden.

Von den alten Türmen zu den neuen

Aus: Altera Maria, 2. Jahrg., Nr. 1 vom 25. März 1932, S. 8 ff.

Wo zwei alte Türme ragten ...

Aus: Altera Maria, 2. Jahrg., Nr. 2 vom 2. Juli 1932, S. 54 f.

Ein Gang durch Schönstatt 1933

Aus: Altera Maria, 3. Jahrg., Nr. 2 vom 1. Mai 1933, 65 f.

1934 - Der neue Altar und die neuen Fenster

Erinnerungen von Pater Kolb

Die Einweihung 1934

Aus: Altera Maria, Mai 1934, Heft 2, S. 38 ff.

Der Zaun ums Urheiligtum

Das Bundesheim wurde 1928 eingeweiht

Der Spielplatz beim Urheiligtum

Zwei alte Türme